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Untreue hat viele Gesichter

Untreue hat viele Gesichter

©familytv/ Fotolia.com

Ehrlichkeit, Respekt und Vertrauen zählen zu den wichtigsten Werten einer Beziehung. Doch allem voransteht die Treue, die laut Umfragen für eine funktionierende Beziehung unerlässlich ist. Der Wunsch nach sexueller Exklusivität wird häufig mit Treue gleichgesetzt. Doch ist Treue einzig und allein die Tatsache, dass man außerhalb einer Partnerschaft keine sexuellen Beziehungen hat?  Nein, denn Untreue hat viele Gesichter.

Emotionale Affäre

Eine emotionale Affäre zeichnet sich dadurch aus, dass der Partner sich emotional stark zu einer anderen Person hingezogen fühlt. Die Chemie stimmt, man hat gleiche Interessen, verbringt viel Zeit miteinander und tauscht sich über alles aus. Man kann sich nicht vorstellen, dass diese Verbindung einmal zu Ende sein könnte. Es gibt viele Gründe, die zu einer emotionalen Affäre führen können, doch meist werden über Wünsche oder Probleme innerhalb der eigenen Beziehung nicht gesprochen oder diese treffen auf Verständnislosigkeit. Und plötzlich gibt es da jemanden, der Verständnis und ein offenes Ohr hat. Das führt oft dazu, dass intime Details und Geheimnisse mit dem/der „guten Freund/in“ ausgetauscht werden und man sich immer mehr vom eigenen Partner distanziert. Dieser wird bewusst ausgegrenzt, da man seine Zeit auch lieber mit der emotionalen Affäre verbringt. Und zu guter Letzt wird alles kleingeredet, da keine körperliche Nähe ausgetauscht wird. Doch die Gefahr, dass diese Affäre tatsächlich zum Seitensprung führt, ist groß.

“Die emotionale Affäre muss zunächst als solche erkannt werden, ob vom Fremdgeher oder vom betrogenen Partner. Es ist wichtig, ehrlich darüber zu sprechen, warum es überhaupt zur emotionalen Anziehung kam. Was fehlte in der Beziehung? War es die fehlende Anerkennung oder das fehlende Verständnis? Oder muss man sich vielleicht eingestehen, dass die Gefühle zum/r guten Freund/in doch stärker sind? Die Ursachen müssen klar und deutlich kommuniziert werden, denn nur so gibt es die Möglichkeit der emotionalen Affäre zu entkommen.”

 

Verleugnung

Wenn man eine Beziehung eingeht, dann hat man sich fest entschlossen, mit dem Partner zusammen zu sein und bekennt sich zu ihm. Könnte man meinen, doch leider ist es nicht immer so, dass der Partner zu einem steht. Das ist spätestens dann der Fall, wenn der Partner jemanden kennenlernt und sich auf Nachfragen hin nicht dazu bekennt, in einer Beziehung zu sein. Die eigentliche Beziehung und der Partner werden einfach verleugnet, so als würden sie nicht existieren und hätten nie existiert. Und der Grund liegt klar auf der Hand: Der Partner ist einfach nicht der/die Richtige. Es ist vielmehr eine Beziehung, die nur noch so lange besteht, bis etwas Besseres kommt und man den Partner verlassen kann. Und die Chancen für diesen Ausweg stehen viel besser, wenn man sagt, dass man in keiner Beziehung ist.

“Wenn der Partner einen verleugnet, dann sollte man ehrlich klären, warum er das tut. Wartet der Partner darauf, jemanden kennenzulernen, der besser ist? Oder ist er nach Jahren der Beziehungen so unzufrieden geworden, dass er sich mögliche Türen aufhalten möchte? Nur das klärende Gespräch kann helfen eine Lösung zu finden. Sollte man selbst das Gefühl haben, dass der Partner die Beziehung nur noch aufrecht hält, weil er lieber eine wunderbare Zeit mit der/dem „Falschen“ verbringt, bis der/die „Richtige“ kommt, dann sollte man die Notbremse ziehen, bevor man am Ende noch weniger ist, als nur der Notnagel.”

 

Chweeting

Beim Chweeting handelt es sich um eine Wortneuschöpfung, die sich aus den bekannten englischen Begriffen “cheating” für “Betrug” und “tweet” für “twittern” zusammensetzt. Virtuell werden Kurznachrichten mit sexuellen Anspielungen oder freizügigen Fotos an eine Person verschickt, die nicht der/die Partner/in ist. Doch auch hier bleibt die Frage: Ab wann beginnt Untreue? Es ist Auslegungssache! Einige Frauen gehen tolerant mit dem Thema um, wenn sie erfahren, dass der Partner einer fremden Frau schreibt „Ich würde zu gerne wissen, was sich unter deinem Bikini verbirgt!“ und er daraufhin das Ergebnis präsentiert bekommt oder er selbst freizügige Fotos von sich verschickt. Ihnen fehlt die körperliche Nähe, um sagen zu können, dass der Partner untreu ist. Sie setzen Untreue gewissermaßen mit Sex gleich. Für andere wiederum ist es auf keinen Fall tolerierbar, da es für sie bereits einen massiven Vertrauensbruch darstellt.

“In einer Partnerschaft ist es wichtig, zu definieren, ab wann Untreue für einen selbst beginnt. Und dies sollte man in jedem Fall dem Partner vermitteln und das so konkret wie möglich. Das Problem beim Chweeting liegt darin, dass die Grenzen zwischen Realität und Virtualität stark ineinander übergehen können. Akzeptiere ich also das Chweeting, könnte mein Partner annehmen, dass meine Toleranz so weit reicht, dass er in der Realität mit anderen Frauen über seine sexuelle Fantasie sprechen kann und sich dieser Person sogar nackt zeigen könnte, ohne dass körperliche Nähe ausgetauscht wird. Ich will damit verdeutlichen, dass die Minderheit es akzeptieren würde, dass der Partner sich mit einer anderen Frau trifft, sie ihm seine Brüste zeigt, er seine Hosen runterlässt und beide dann wieder gehen. Natürlich ist dieses Beispiel überspitzt, doch streng genommen ist Chweeting nichts anderes – nur eben auf virtueller Ebene. Es bleibt der Austausch von Intimitäten und niemand weiß, ob aus offline plötzlich online wird.“

 

 

Emotionale Affäre, Verleugnung oder Chweeting – wann beginnt Untreue für euch?

 

 

 

 

 


Therese Kersten

 

Inhaberin und Gründerin „Die Treuetester“

„Vor neun Jahren verliebte ich mich und musste eines Tages feststellen, wie schmerzhaft Liebe sein kann. Wenn man betrogen wird, dann fühlt es sich an, als würde alles, was man über die Jahre hart aufgebaut hat, wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Die Liebe, das Vertrauen, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft – alles nur noch Luft. Doch mit der Enttäuschung kam die Idee, „Die Treuetester“ zu gründen. Seitdem beschäftige ich mich mit den Themen Treue und Beziehungen und versuche meinen Kunden vor allem eines zu geben: die langersehnte Gewissheit auf die quälende Frage, ob der Partner treu ist.“